Donnerstag, 18. Juli 2013

Mein Zimmer und der Zug

Als ein Zug durch mein Zimmer rauscht öffne ich die Augen. Er hat hier wohl versehentlich gehalten, zumindest könnte man das denken, wenn man die Lautstärke der Kakofonie hört, die mir meinen Schlaf raubt. Es schnauft, brummt und grunzt. Ein komischer Zug muss das sein. Erst als ich auf die Beine komme spüre ich, wie nötig ich mein Koma noch habe, schließlich bin ich in etwa so voll wie mein Kühlschrank leer ist – beängstigend voll … oder leer. So richtig kann ich meinen Gedankensprüngen selbst noch nicht folgen. Mühsam steuer ich auf die Geräuschkulisse zu und bin dabei echt dankbar dafür, dass es schon dämmert. Licht wäre jetzt der Overkill. Mein Zug ist etwa 1,65 groß, wiegt 60 Kilogramm und muss irgendwo einen riesigen Resonanzraum versteckt haben.

Jonathan liegt da vor mir in seiner eigenen Sabberlache und ich wunder mich darüber, dass er sich nicht die eigenen Organe aus dem Körper schnarcht. Ich schüttele ihn. Als Dank schnarcht er lauter und sabbert mehr. Größere Geschütze müssen her. Ich strauchle, gleich einem Elefanten, der zu viele vergorene Früchte gegessen hat ins Bad und komm mit einer Langstrecken Raketen und einem Raketenwerfer plus Bedienungsanleitung wieder. Meine Rakete ist ein Rasierer, mit dem ich ihm, mit der Präzession eines Hannibal Lecters, die Augenbrauen entferne. Steht ihm. Die andere Waffe habe ich selbst noch nie benutzt aber eine Freundin meinte mal Ohropax würden bei Schnarchern helfen. Ratlos starre ich die zwei Gummistöpsel an. In meiner männlichen Ehre gestört greife ich zur Bedienungsanleitung, auf der aber nur steht: „Quetschen und anschließend einführen“. Also quetsche ich sie möglichst klein und führe sie langsam und gefühlvoll ein. In jedes Nasenloch von Jonathan eins. Selige Ruhe.

Nächste Episode: "Mein Mord"

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